Andrea Winkler und Stefan Panhans werden eine Lesung aus Panhans' erstem Roman "We Just Left Shore" halten: Sein Alter Ego ist auf der Suche nach einem Job und streift durch eine Stadtlandschaft, die ihm wie ein einziges Großraum-Casting-Büro erscheint. Er bewegt sich weiterhin arbeitslos, übermüdet, hungrig und mit seinem wegen unbezahlter Rechnungen blockierten Smartphone, immer am Rande der Ohnmacht, verstrickt in eine atemlose Odyssee verrückter Szenen, die sich in einer Welt abspielen, in der Alltagsrealität, Computerspiele, Erinnerungen, Film, Fernsehsendungen, Werbung und Träume untrennbar miteinander verwoben sind und eine Flucht aus diesem nervenaufreibenden Zustand in weiter Ferne zu liegen scheint. Während Edgar-Allen-Poes Arthur Gordon Pym für seine Abenteuerreise ein Schiff brauchte, reist Panhans' namenloser Erzähler auf zeitgemäße, fast schwindelerregende Weise im Strom der Ereignisse einer "erweiterten Realität", die sich, als wäre sie direkt mit ihrem Netzwerk verbunden, direkt in seinem Körper und seiner "Festplatte" bemerkbar macht und ihn immer weiter und weiter und weiter treibt. Nur seine Begleiterin, eine mysteriöse, nicht besonders gesprächige Frauengestalt mit mehreren Namen, scheint zu wissen, was zu tun ist, denn die Grand Jury tagt, die Uhr tickt und Zombies schlafen nicht ... Wie viele von Panhans Videoarbeiten ist auch das Buch (das aus der Idee entstand, eines Tages einen "Film in Worten" zu schreiben) mit einem passenden Soundtrack versehen, den die beiden Schweizer Komponisten Jannik Giger und Lukas Huber dafür produziert haben und der über einen Link im Buch verfügbar sein wird.
"We Just Left Shore", Text, 2017, http://www.textem.de/2759.html
Andrea Winkler studierte Medienkunst an der Slade School of Fine Art (London, UK) sowie Visuelle Kommunikation an der Hochschule für bildende Künste (Hamburg, Deutschland). Derzeit lebt und arbeitet sie bis Ende Juni mit einem Forschungsstipendium an der "Akademie für Theater und Digitalität" in Dortmund. In ihrer Arbeit verbindet sie Fragmente, skulpturale Elemente und räumliche Settings zu szenischen Arrangements. Besonderes Augenmerk legt sie dabei auf die Rolle des materiellen Unterbewusstseins.
Stefan Panhans, der in Hamburg und Berlin lebt und arbeitet, lebt und arbeitet derzeit mit dem gleichen Stipendium in Dortmund. Er studierte an der Hochschule für bildende Künste, Hamburg. Er arbeitet hauptsächlich mit Video, Film und fotografischen Medien, schafft aber manchmal auch Illustrationen, Collagen und Installationen. Die Wechselbeziehung von Text und Bild ist ein bestimmendes Merkmal vieler seiner Arbeiten. Seine künstlerische Forschung unternimmt eine Art mentale Archäologie der zeitgenössischen Hypermediatisierung und Digitalisierung und ihrer Auswirkungen auf unseren Geist und Körper sowie deren Machtverhältnisse. Darüber hinaus verhandelt er Phänomene wie den zunehmenden alltäglichen Rassismus, die Verehrung von Berühmtheiten, Stereotypen und Fragen der postkolonialen Vielfalt.
Ihre beiden Werke wurden national und international vielfach gezeigt und ausgezeichnet. CV's und mehr finden Sie hier: andreawinkler.org; stefanpanhans.com
Neben ihren eigenen Projekten haben Andrea Winkler und Stefan Panhans zunehmend zusammen gearbeitet, meist bei Filmprojekten. Ihre neuesten Projekte präsentierten sie auf der Videonale.17, 2019 und der Videonale.16, 2017 im Kunstmuseum Bonn sowie 2018 auf der Transmediale in Berlin, dem 35. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofestival und dem 31. Europäischen Medienkunstfestival (Osnabrück). Europäischen Medienkunstfestivals (Osnabrück). 2019 wurden sie mit ihrem Projekt "Defender" für den Innogy VISIT Award ausgewählt, das in diesem Jahr realisiert und in einer Einzelausstellung im HMKV-Hartware MedienKunstVerein Dortmund präsentiert wird.